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Homo Sapiens

Aus ungeklärter Ursache wird einer immens wichtigen, evolutionären Innovation des Menschen aber kaum Beachtung geschenkt: Der menschlichen Hand. Da sich evolutionär der aufrechte Gang des Homo Erectus letztendlich durchsetzte, hatte dieser daraufhin zwei freie Hände für neue Tätigkeiten zur Verfügung. Der aufrechte Gang des Menschen entwickelte sich damals wahrscheinlich aufgrund eines gravierenden Klimawandels. Der Mensch hätte aber niemals das Feuer unter Kontrolle bekommen, ohne je eine Hand an einen brennenden Ast oder ein zündelndes Werkzeug zu legen. Wie hätte der Mensch je Ackerbau praktizieren können, oder wie wären Innovationen wie Schrift, Kunst oder Kleidung ohne helfende Hände jemals möglich gewesen? Die menschliche Hand, mit ihren 18.000 bis 20.000 Rezeptoren und 30 Muskeln, sowie ihren feinst gegliederten Knochen, ist neben dem Gehirn das zentrale Organ der menschlichen Evolution.


Gehirn

Unter anderem entwickelte sich aufgrund der intensiven Nutzung der Hände das Gehirn dann zwangsläufig stark weiter. Dies geschah über einen sehr langen Zeitraum von mindestens 300.000 Jahren und parallel dazu entwickelten sich neue, feinmotorische Begleitprozeduren.Die schnelle Expansion des menschlichen Gehirns hängt also zu einem erheblichen Teil damit zusammen, dass eine neurostrukturelle Erweiterung aufgrund komplizierter und intensiver Nutzung der Hände und Werkzeuge notwendig wurde. Gleichzeitig ging eine sprachliche und kulturelle Revolution vonstatten. Wird das Gehirn über einen langen Zeitraum hinweg in besonderen Maße innerhalb bestimmter Regionen intensiv genutzt, so wird alsbald eine neue evolutionäre Erweiterung angestoßen.


Ego

Die Schaffung eines Ego, welches sich mit Objekten oder Gedankenkonstruktionen identifiziert, ist ein evolutionärer Prozess. Es beschreibt die Funktionsweise, wie ein Individuum in einer Welt voller Feinde und Nahrungskonkurrenten sich bestimmte nützliche Objekte "selbst" zuordnet. Die dem Ego so hinzugefügten Objekte werden anschließend mit genau demselben Enthusiasmus und Überlebenstrieb verteidigt, wie z.B. auch der eigene Körper oder Nachwuchs des Individuums. Doch wie kann man nun diese Funktion eines menschlichen Ego genauer einordnen? Hilfreich ist hierbei das Konzept der fehlenden Täterschaft: Schon Buddha hat erkannt, dass zwar Taten geschehen, aber kein Täter existiert. Die Einsicht, dass Taten nur durch einen klar vordefinierten Prozess geschehen, ist hierbei der Schlüssel. Durch frühkindliche Erziehung, genetische Veranlagung und einer riesigen Menge gesammelter Lebenserfahrungen sind die Reaktionen und Entscheidungen eines jeden Lebewesen zu jedem beliebigen Zeitpunkt klar determiniert. Zusätzliche Erfahrungen oder neue Informationen kann der Mensch ja schließlich erst im Nachhinein erlangen. Deshalb kann er oder sie im jetzigen Moment auch immer nur eine einzige, mögliche Entscheidung treffen. Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus ist seit langem bekannt, dass vorgefertigte Entscheidungen des Gehirns mindestens 500 ms oder früher vor dem eigentlichen, bewussten Erkennen der Ereignisse schon im Hippocampus getroffen werden. Entscheidungen werden also unbewusst und automatisiert bereits vor der eigentlichen Bewusstwerdung getroffen. Entscheidend für die Illusion des freien Willens ist das Gefühl des Individuums, oder seines fiktiven "ich", es hätte als Person die Entscheidung völlig autonom getroffen. Aus zumindest erständlichen Gründen wird diese Sichtweise von vielen Menschen bekämpft, denn der freie Wille ist essenziell wichtig für das gesamte Konzept ihrer scheinbaren Selbstbestimmung.


Geist

Das Gehirn mit Hilfe algebraischer Topologien eine Struktur etabliert, die gewissermaßen einen multidimensionalen Raum aufspannt. In diesem Raum werden Gruppen von Neuronen auf verschiedene Arten miteinander verschränkt. Je mehr Neuronen sich in einer bestimmten Gruppe zusammenfinden, umso höher wird die Dimension des geschaffenen Verbundes. Die so geschaffenen Gruppen werden nochmals unter mannigfaltigen Wegen miteinander verknüpft und bilden so zusätzliche Gruppen und Strukturen. Diese sogenannten topologischen Räume können aus bis zu 11 Dimensionen bestehen, wobei aus jeder einzelnen Dimension auf die Strukturen anderer Dimensionen zugegriffen werden kann. Diese hochkomplexe Struktur funktioniert in etwa so, als könne man ein Mikroskop und ein Teleskop gleichzeitig nutzen. Das Gehirn ist damit in der Lage, in die Netzwerkstruktur hinein und heraus zu zoomen und die Bäume, Äste, sowie auch Voids3 blitzschnell aufzufinden. Wohlgemerkt, all diese Funktionen geschehen gleichzeitig, also parallel. Die neuesten Forschungsergebnisse lassen die Vermutung zu, dass die Steuerung oder Verschränkung der Neuronen mit Hilfe der Gehirnwellen stattfindet. Das ist tatsächlich erstaunlich, denn das »hineinzoomen ins Kleine« repräsentiert die Zukunft und das »herauszoomen ins Große« die Vergangenheit.

Tags: #Geist #Ego