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Freier Wille

Schon Buddha hat erkannt, dass zwar Taten geschehen, aber kein Täter existiert. Die Einsicht, dass Taten nur durch einen klar vordefinierten Prozess geschehen, ist hierbei der Schlüssel. Durch frühkindliche Erziehung, genetische Veranlagung und einer riesigen Menge gesammelter Lebenserfahrungen sind die Reaktionen und Entscheidungen eines jeden Lebewesen zu jedem beliebigen Zeitpunkt klar determiniert. Zusätzliche Erfahrungen oder neue Informationen kann der Mensch ja schließlich erst im Nachhinein erlangen. Deshalb kann er oder sie im jetzigen Moment auch immer nur eine einzige, mögliche Entscheidung treffen. Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus ist seit langem bekannt, dass vorgefertigte Entscheidungen des Gehirns mindestens 500 ms oder früher vor dem eigentlichen, bewussten Erkennen der Ereignisse schon im Hippocampus getroffen werden.


Entscheidungen werden unbewusst und automatisiert bereits vor der eigentlichen Bewusstwerdung getroffen. Entscheidend für die Illusion des freien Willens ist das Gefühl des Individuums, oder seines fiktiven „ich“, es hätte als Person die Entscheidung völlig autonom getroffen. Aus zumindest verständlichen Gründen wird diese Sichtweise von vielen Menschen bekämpft, denn der freie Wille ist essenziell wichtig für das gesamte Konzept ihrer scheinbaren Selbstbestimmung.


Warum ist das Ego, diese gedachte Puppe, so bestimmend und intensiv illusionär? Der Mensch ist innerhalb Bruchteile von Sekunden fähig, seinem Körper einen Namen zuzuordnen und sich vollkommen von der Welt außerhalb des eigenen Körpers abzugrenzen. Nennt man ihn aber nicht bei seinem Namen, sondern bezeichnet ihn mit seiner Ausweisnummer 8645445448, so interveniert er sofort bis sich die Balken biegen. So eine Nummer, die sich symbolisch nicht von einer Namensbezeichnung unterscheidet, möchte er aber wirklich nicht sein! Das menschliche ich, oder die zusammengesetzte Persönlichkeit des Menschen, ist vergleichbar mit einer optischen Täuschung. Statt der optischen Wahrnehmung des Auges wird stattdessen das gesamte Bewusstsein des Wesen getäuscht. Die relative Wirklichkeit wird durch eine persönliche Geschichte mit einer relativen, physikalischen Zeit im Verstand erschaffen. Die Grundproblematik des menschlichen Ego ist der Sog in die totale Gefangenschaft des Wesen, in die Blase seiner eigenen Geschichte.